Am Anfang, da war ein sehr junger Planet und eine Schöpfung der dualen Kräfte aus Feuer und Eis. Obere Welt und untere Welt und im Zentrum das blaue Juwel Midgard, die Erde oder auch Gaia genannt, mit ihren Wundern und Wesen, auf der die elementaren Kräfte den Walzer des Erschaffens tanzten. Engel und Dämonen, Götter und Geister wurden in diese Welt geboren. Und schließlich auch Mann und Frau, Menschen mit Körpern aus Fleisch und Blut das Licht der Welt erblickten. Erschaffen als Hüter dieses Planeten, um sich in Freiheit zu entwickeln und mit Liebe und Ekstase der Lust weitere Kinder in diese Welt zu empfangen. Die Basis der Menschlichkeit brachte viele wertvolle Lernfaktoren für die Inkarnationen auf diesem Planeten mit. Gefühle, Emotionen, kreative Schaffenskraft, Mitgefühl und Trauer, Liebe und Schmerz, körperlich-fleischliche Bedürfnisse. Tierische und pflanzliche Gefährten waren da, um den Menschen zu begleiten, ihn zu unterstützen. Geister, Dämonen, Engel und Götter sollten sie führen, beraten, herausfordern. Dafür ist unser menschliches System da. Um Herausforderungen zu begegnen, sie zu meistern und dabei zu wachsen.
Und so begann der Lernweg der Seelen hier auf der Erde. Mit dem legitimen Drang nach der absoluten Erkenntnis, so unschuldig wie das Leben selbst, frei von Sünde, frei von Scham. Sie sollten ihre Möglichkeiten und Potenziale kennen lernen, ihre Sehnsüchte, ihre Ängste, ihre Gefühle, ihre Emotionen. Den ewigen Kreislauf von Leben und Sterben und neuen Inkarnationen. Im wilden Tanz der dualen Reibung von Schatten und Licht. In der Freiheit ihres Willens.
Im Laufe der Zeit jedoch drang eine Störfrequenz ein und eröffnete den Menschenseelen den größten Erkenntnisprozess, den es je gab, dessen Höhepunkt eine absolut todbringende Karzogenie ist, die erst ihren Zenit erreicht haben muss, bis nach langen, schmerzhaften Geburtswehen des Abwartens die Austreibungsphase beginnen kann.
Sie trennte die unschuldigen Menschenkinder langsam und unmerklich aber gründlich, Faden für Faden von ihren Wurzeln, ihrem Ursprung, dem Baum der Erkenntnis, überblendete das sanfte Licht des göttlichen Funkens, um die Menschenkinder zu manipulieren, unterwerfen und wie Spielzeug zu steuern - indem sie die Schlange der Erkenntnis stigmatisierte, Wahrheiten verdrehte, Schuld und Sünde, Scham und Karma, Gut und Böse, lineares Denken und pyramidenartige Wertesysteme, Kasten und Machtstrukturen erschuf. Die Ära des karzogenen Höhepunkts wird Industrialisierung genannt. Die Menschenseelen fanden großen Gefallen an diesem Spiel. Wie viele von ihnen werden am Ende bereit sein, in den Spiegel der Selbsterkenntnis zu blicken? In den tiefen Spiegel des Ursprungs ihrer Seele?
Was geblieben ist, sind Tränen der Sehnsucht nach Ganzheit. Tränen, die ganze Ozeane füllen. Hoffnung ist längst nur noch ein Wort. Wie viele werden am Ende die Kraft haben, den letzten verbliebenen Funken an Licht wieder zum Seelenfeuer zu entfachen? Das eigene Schöpferwesen zu erkennen? Die Fremd-Macht durch Selbstermächtigung zu ersetzen?
Erkenntnis ist Heilung. Heilung vom ursprünglichen Trauma der Seele, als die Erdenkinder von ihren Wurzeln abgeschnitten und vertrieben wurden. Sie ist Recht, Pflicht und Verantwortung der Erdenkinder. Es geht um die nackte Erkenntnis selbst. Über die Identität als Mensch, als Seele, als Schöpferwesen. Über die zugrunde liegende Essenz der Dinge. Um alles, was war, zu wandeln. Den größten Fluch in den größten Segen. Das tiefste Miasma der Menschheit in einen gänzlich neuen Schöpfungs-Akt. Nach vorne zurück zum Baum der Erkenntnis jeder einzelnen Seele, ihren Ursprung, ihre Uressenz.
Das ist kein Weg lieblichen Opiums, es ist ein Sturm, der an der Basis rüttelt, sie in tausend Trümmer zersplittert und wieder zusammensetzt. Das Mysterium der Schlange. Es beginnt an der Basis und endet an der Basis. Transformiert über die Perle der Frau und ihrem urheiligen Blut.
Erkenntnis ist Enthüllung, ist Offenbarung, ist Apokalypse. Die dritte Instanz der dualen Kräfte, Teil der Trinität. Der heilige Gral und der heilige Geist. Frei von Sünde und unschuldig wie der Ursprung, die natürlichen Urgesetze des Lebens selbst.
Manchmal ist Erkenntnis ein brennendes Leuchtfeuer. Aber öfter noch schmerzhafter als tausend Messerstiche, qualvoll, traumatisch, weil sie die tiefsten Schatten frei legt und ihren Lichtstrahl darauf scheinen lässt. Nur in der direkten Konfrontation ist Wandlung möglich. Im Hinsehen, im Annehmen.
Erkenntnisprozesse sind ein Geschenk. Ob jemand sie annimmt, seine eigene Entscheidung.
Die Schlange der Erkenntnis bahnt sich durch die Energiezentren ihren Weg. Für einige ist sie als Kundalini bekannt und manche glauben, der Weg der Erleuchtung ist schick und hat etwas mit Wettkampf zu tun. Wer das wirklich glaubt, den wird sie verschlingen und verrückt machen samt seiner oberflächlichen Arroganz… denn er hat nichts begriffen. Schaffe dir Anker und aktiviere deine Ressourcen, um ihre Kraft aushalten zu können. Warte nicht auf den rettenden Ritter auf dem weißen Pferd, handle selbst.
Der Durchfluss der Kundalini führt dich durch die Hölle deines eigenen Infernos, durch die abgrundtiefsten, Sümpfe deiner Seele, dorthin, wo deine Perlen verborgen sind und geborgen werden wollen.
Sie spürt gnadenlos jede Verkrustung auf, wenn sie sich einmal auf dem Weg gemacht hat. Führt dich durch die Häutung deiner Seele bis du nackt bist, gar durchsichtig weil sie Masken entfernt.
Erleuchtung oder Erkenntnis hat nichts mit lieblichem NewAge Gesäusel zu tun. Denn der göttliche Funke erblüht in deinem Herzen und lässt dich tief blicken, in deine Schatten und in dein Licht. Nimmst du ihn an, kannst du ihn in deine Seele fließen lassen. Es ist der basale Funke, der dich den Schmerz deiner aufbrechenden Traumata ertragen lässt, der dir den Raum hält, wenn du fällst um wieder aufzustehen. Der Funke, der deine Herzensrose nährt, damit sie erblühen kann. Es fühlt sich zuweilen beschissen an. Aber lass dir die Hand reichen und gib niemals auf sonst versinkst du in deinem Morast. Halte dein Licht als Focus durch dunkle Gezeiten. Geh weiter. So wirst du auch den Segen spüren, den deine Arbeit mit sich bringt, und die tiefe Ruhe, weil du weißt, das es gut ist, das es notwendig ist. Lass den alten Mist abfließen, damit du frei wirst von den nagenden Gespenstern der Vergangenheit. Wenn genug Morast abgeflossen ist, kannst du deinen Seelenton wieder hören, seine Schwingungen, seinen eigenen Rhythmus spüren. Dann kannst du beginnen mit der Kobra zu tanzen und das Gift zur Heilung werden lassen. Dann wird Erkenntnis zum Lustspiel ohne jede Scham, zur jener urheiligen Ekstase die auf Askese und Nirvana scheißt und Freiheit feiert, weil sie Korsette einfach bersten lässt.
Tiefes Erfahrungswissen ehrt deinen Seelenweg, wenn du aufhörst in den verzerrten Spiegel deiner Selbst zu blicken, der dir von zahllosen Konventionen gezeigt wird. Wenn du aufstehst vor dir und dich umarmst, weil du den Mut hast, deinen eigenen Weg zu gehen. Damit ehrst du alle, die vor dir waren und nach dir kommen, denn Erbsünde gibt es nicht, sie ist ein künstlich geschaffenes Konstrukt und eine Verdrehung der zugrunde liegenden Idee. Lass das Leuchten deines Herzens wieder in deine Seele fließen, damit sich wieder verbindet was einst gewaltsam getrennt wurde. So kannst du tiefste Schatten transformieren ohne von ihnen verschlungen werden und Teil einer lebenswerten Gesellschaft werden. Eine Gesellschaft, die das Individuum genauso ehrt wie das faire Miteinander ohne sich im lieblichen Einheitsbrei aufzulösen.
Ja… was wäre wenn…wenn Sünde keine Rolle spielen würde, es weder Scham noch Schuld gibt? Sondern lediglich einen riesigen, kollektiven Erkenntnisprozess, eine große Seelenreise, eine Reise durch die Dunkelheit, um unser wahres Seelenlicht, unser wahres Schöpferpotenzial zu erkennen? Um zu lernen, was Seele ist, was Herz ist, was Liebe ist? Was wahre menschliche Kraft ist?
Was wäre wenn... der Prozess der Erkenntnis einen gänzlich neuen Schöpfungs-Akt einleiten würde? Wo Dunkelheit und Licht sich in Liebe vereinigen, Fruchtbarkeit bringen und eine neue Zeit, eine neue Welt erschaffen?
In dem wir alle gefordert sind, unsere tiefsten Schatten anzusehen und zu wertvollem Erfahrungs-Wissen zu wandeln - zu Schattenwissen. Erfahrungen aus den langen Lernwegen unserer Seele. Geglaubte Konstrukte dürfen aufbrechen bis an ihren Ursprung, um sie gänzlich neu zu denken und zu fühlen.
Erkenntnis löst Dogmen auf und lässt auch den anderen ihre eigene Entwicklung. Aus der Erkenntnis heraus entsteht ein weiter gehen, das spiralförmig verläuft, denn Entwicklung ist kein Hamsterrad. Sie sorgt dafür das es zu keiner Seite zu stark kippt, ein Ausbalancieren der dualen Variablen.
Es gibt nicht diese Eine Wahrheit. Wahrheit liegt im Auge – und damit im Spiegel der Seele jedes einzelnen Individuums, in seiner momentanen Erfahrungswelt.
In der Nacht beginnt der Tag. Dann, wenn das Außen still wird und sich die Aufmerksamkeit in die Welt des Innen verlagert und das Leben und den Tod reflektiert, um sich selbst neu zu erschaffen.
Segen jeder Seele, die weiter geht und aufsteht für Wahrhaftigkeit, Liebe und Menschlichkeit.
© Die Götterbotin